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Gedenken an Carl Friedrich Grabow am 14.04.2024 zum 150. Todestag

Carl Friedrich Grabow gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten mit einer überregionalen Bedeutung. „Ein scharfsinniger Freigeist“ – so titelte unser HeimatKurier am 11.02.2008.

Wer war dieser Mann, zu dessen Ehrung wir uns hier eingefunden haben, nach dem die anliegende Grabowstraße im 19. Jahrhundert benannt wurde?

Sein 150. Todestag führt uns hier und heute zusammen. Blicken wir kurz und prägnant auf seine Vita. Die Spuren seiner Vorfahren lassen sich bis ins 17. Jahrhundert verfolgen. Der Vater, ebenfalls Carl Friedrich heißend, kam 1800 als Kaufmann nach Prenzlau. Er heiratete die Tochter des Seilermeisters Schöpke.

Sein Sohn Carl Friedrich erblickte am 15. April 1802 das Licht der Welt, er blieb das einzige Kind seiner Eltern. Seinen Vater verlor der junge Carl Friedrich bereits mit nur 6 Jahren. Mit 10 Jahren besuchte Carl Friedrich das Prenzlauer Gymnasium, 1821 legte er das Abitur mit Auszeichnung ab. Im Anschluss ging er nach Berlin und studierte Rechtswissenschaften. 1824 schloss er seine erste juristische Prüfung mit der Würdigung „mit vorzüglichem Erfolge“ ab.

Daraufhin erfolgte eine Anstellung als Gerichtsreferendar beim Königlichen Stadtgericht in Berlin, später dann 1826 beim Königlichen Kammergericht in Berlin.

An seinem Geburtstag, dem 15.04., heiratete er die Tochter eines preußischen Offiziers, Johanna Techow. Aus dieser Ehe gingen 2 Kinder hervor: Gustav und Carl.

Seine politische Karriere begann, als Grabow am 13. November 1837, zum neuen Bürgermeister von Prenzlau gewählt wurde. Sein Vorgänger, Bürgermeister Busch, war einen Monat zuvor verstorben. In der Kommunalpolitik sorgte Grabow für frischen Wind. Dazu zählt, dass unter seiner Führung seit 1846 die Tagesordnung sowie die Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung in der Lokalpresse publiziert wurden.

Dies ist ein löbliches Beispiel von Transparenz, die bis in unsere Gegenwart immer wieder einmal thematisiert werden muss. Im Jahr darauf (1847) fand die 1. Stadtverordnetenversammlung als erste öffentliche Sitzung in Preußen statt.

Schrittweise folgten diesem Beispiel andere uckermärkische Städte. Die freisinnige Geisteshaltung führt aber auch dazu, dass ihm die Genehmigung seiner Wahl zum Oberbürgermeister von Magdeburg verwehrt wurde. Nach dieser Amtszeit hätte er per Wiederwahl zum Oberbürgermeister von Prenzlau werden können. Doch die Prenzlauer wählten ihn abermals zu ihrem Stadtoberhaupt. Die königliche Bestätigung dieses Wahlerfolges ließ allerdings 9 Monate auf sich warten. Ja, es menschelte schon zu allen Zeiten!

In Frankreich brach 1848 eine Bürgerliche Revolution aus. Auch in Prenzlau waren diese Tage im März 1848 sehr angespannt, Arbeitslosigkeit und Frust über politische und soziale Zustände waren massiv. Es heißt mitunter, dass Geschichte sich wiederhole, auch diese Tage voller Anspannung und Sorge, diese Nöte und Ängste kennen wir aus der Gegenwart. Wir leben auch in umbrechenden Zeiten. Unmut und Verdrossenheit über politische Zustände, Angst um Arbeitsplätze in der Region … all dies ist uns nicht unbekannt. Damals stieg die Zahl der Bettler und Landschleicher.

Etliche Unruheherde wurden zum Sicherheitsrisiko. Zunehmend kam es auch zu Tumulten. Daraufhin verhängte der Magistrat ein abendliches Ausgehverbot, welches auch mit Bewaffnung kontrolliert wurde.

Sogar die Mitglieder des Schützenvereins wurden mit ihren Waffen zum Rathaus zitiert. Es herrschte große Angst vor einer weiteren Radikalisierung in der Bevölkerung.

Die Gefahr dazu war offenkundig massiv gegeben in unserem schönen Prenzlau mit damals zirka 13 000 Einwohnern. In diesen Tagen verfasste Grabow einen Brief an die Regierung.

Darin war zu lesen:

„Die unterzeichneten Bewohner der Uckermark fühlen sich als Preußen und als Deutsche berufen und verpflichtet, Folgendes zu erklären: Sie danken seiner Majestät dem Könige innig und aufrichtig für die Erklärungen … Sie werden fortan festhalten an dem wahren konstitutionellen Königtum, … an der Preßfreiheit und an der allgemeinen deutschen Bundesrepräsentation und betrachten dies alles als unveräußerliche und ihnen fortan nicht wieder zu entziehende Errungenschaften der vergangenen Zeiten. Sie werden aber ebensowohl ihr Gut und Blut dafür hingeben, dass (…) jetzt Ruhe und Ordnung erhalten und das konstitutionelle Königtum in aller Weise gestärkt werde; namentlich erwarten sie, dass der in Kurzem zusammentretende vereinigte Landtag nur das ihm vorzulegende Wahlgesetz und zwar frei von jedem äußeren Einflusse berate. Prenzlau, den 28. März 1848“ 

Somit wurde Grabow für Prenzlau eine wichtige Integrationsfigur, um die man sogar in Berlin beneidet wurde. Der Lokalpresse dieser ereignisreichen Zeit lässt sich entnehmen, dass Grabow uneingeschränktes Vertrauen entgegengebracht wurde. Er lebte vor, wie ein Mittelweg zwischen Anarchie und Reaktion mit Anstand gegangen werden kann.

In der „Neuen Deutschen Biographie“ aus dem Jahr 1964 wird er als einer der „hervorragendsten Vertreter der freisinnigen Partei“ im preußischen Vereinigten Landtag beschrieben. Weiter galt er „als geschickter Partner in der Verhandlung und als glänzender Redner“.  

Am 27. Juni 1848 wurde Grabow zum neuen Präsidenten der Nationalversammlung gewählt. Das begrüßte u. a. der in Prenzlau geborene Schriftsteller Adolf Stahr ausdrücklich. Als Vertreter der Altkonstitutionellen des rechten Zentrums gelang es ihm mit Taktgefühl sowie Weitblick, energisch und geistreich sich auch bei politischen Gegnern Ansehen zu erwerben. Die Kunst des gelungenen Miteinanders – auch das ein Thema unserer Zeit, geschätzte Zuhörer.

Carl Friedrich Grabow war ein couragierter Mensch und Bürgermeister, war vereinend, nicht spaltend, war beharrlich, aber nicht verbohrt.

Courage – sie ist beständig vonnöten.

Eine lebenswerte Gesellschaft benötigt Menschen mit Courage. Bei Otto Herz kann man zum Thema Civil-Courage lesen:

„Menschen, die hinsehen, statt wegzuschauen;
die den Mund aufmachen,
wo andere schweigen;
die sich einmischen,
wo andere sich heraushalten;
die nicht nur im breiten Strom des Üblichen,
sondern bewusst auch gegen den Strom schwimmen;
die immer mal wieder bereit sind,
selbst persönliche Nachteile in Kauf zu nehmen, um größere Nachteile für andere und das Gemeinwesen zu verhindern; solche Menschen zeigen Civil-Courage.

Nach diesem Mann ist unsere Schule benannt.  Wir sind Vertreter der Oberschule mit Grundschule Carl Friedrich Grabow aus der Berliner Straße, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert.

Wir, das sind: Lukas Gödke (10.1), Ben Rosenberger (8.2), Nina Winkler (8.2), Rosa Gutzmann (8.2), Hedaia Al Sallam (8.2) und Ireen Weber (Kl. 8.2).

Unsere Schule wurde mit Beginn des Schuljahres 1994/1995 eröffnet. Anfänglich lernten hier Schüler von der Klasse 7 bis 13, das Abitur konnte hier abgelegt werden. Aufgrund sinkender Schülerzahlen gibt es die Abiturstufe nicht mehr. Jetzt lernen bei uns Schüler von Klasse 1 bis 10, und wir haben einen Hort.

Unsere Schule ist eine Ganztagsschule mit vielfältigsten Arbeitsgemeinschaften. Die Klassen- und Fachräume sind großzügig und technisch modern ausgestattet. Wir verfügen über eine Dreifach-Turnhalle, einen weitläufigen Pausenhof mit abwechslungsreichsten Möglichkeiten für die sportliche Betätigung in der Pause sowie eine Mensa.  Unsere Titel sind uns Wertschätzung und Ansporn, die da wären:

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage;
Das Berufswahlsiegel, Schule und Wirtschaft für Brandenburg
sowie Schule für gemeinsames Lernen.

„Gemeinsam“ von Rose Ausländer:

Vergesset nicht
Freunde
wir reisen gemeinsam 

besteigen Berge
pflücken Himbeeren
lassen uns tragen
von den vier Winden 

Vergesset nicht
Es ist unsre
gemeinsame Welt
die ungeteilte
ach die geteilte 

die uns aufblühen lässt
die uns vernichtet
diese zerrissene
ungeteilte Erde
auf der wir
gemeinsam reisen 

Carl Friedrich Grabow

*

15.04.1802-15.04.1874

*

15.04.2024:
150. Todestag

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